Mittwoch, 17. Mai 2017

Die Leinenjeans: ein Drama mit Happy End

Hey hab‘ ich nicht behauptet sie - die Leinenhose - sei mir keinen eigenen Post wert. Ja, so war das auch. Aber jetzt hab ich es mir doch noch einmal anders überlegt. Warum? Das will ich Euch sagen.
Wer als Teenie Tagebuch geschrieben hat, kennt vielleicht den positiven Effekt dabei. Aufgeschrieben, die Gedanken sortiert, manches neu hinterfragt und final als doch nicht ganz so dramatisch empfunden. So erging es mir mit dem Post vor drei Wochen. Eigentlich hätte ich euch schon gern mehr von der Hose gezeigt, die Schnörkel auf den Potaschen sind mir nämlich gar nicht so schlecht gelungen.
Aber ich hab mich darin nicht wohl gefühlt. Irgendetwas stimmte nicht damit. Nur war ich trotz schlauer Bücher nicht in der Lage zu sagen, wie ich das Problem in den Griff bekomme. Dank der lieben Kommentare habe ich mich dann aber doch motiviert gefühlt, die Hose nicht ganz hinten im Schrank zu vergraben, sondern sie einfach mal zwei Tage ins Büro anzuziehen. Irgendwo zwischen Schreibtisch, Kantine und Aktenschrank hat es dann klick gemacht.
Aber halt, lasst mich kurz die ganze Geschichte dazu erzählen. Der Wunsch nach einer bürotauglichen Leinenhose - nicht zu schick und bitte nicht zu „öko“ - war schon im letzten Frühjahr aufgekeimt. Nach den ersten beiden Hosenversuchen hier und hier, fühlte ich mich gewappnet den teuren Stoff im Karstadt zu kaufen.

Der musste dann allerdings erst noch ein bisschen „abliegen“, weil ich mich dann doch nicht getraut habe und andere Dinge wichtiger waren. Der Sommer war vorbei und ich hatte mir keine Leinenhose genäht. Als guten Vorsatz hatte ich mir das Projekt für das Nähcamp im März diesen Jahres aufgehoben.
Ein neuerlicher Hosenversuch im Februar an einer Jamie-Jeans von named ließ mich erneut straucheln. Skinny geht irgendwie gar nicht bei mir. (Ich brauch noch ein bisschen Überwindung und schönes Fotofeeling, dann zeige ich die vielleicht ein anderes Mal).
Im Kopf hatte sich jedenfalls verankert:
  • bloß nicht zu eng 
  • mehr Weite an den Oberschenkeln
  • den vorderen Bund an eine niedrige Leibhöhe anpassen 
  • mehr Weite in die hintere Schrittnaht 
  • Schrittpunkt versetzten
Als ich mit Hilfe des Buches „Hosen, die gut sitzen“ alle Punkte an meinem vorhandenem Burdaschnitt vom letzten Jahr abgearbeitet hatte, war das hintere Schnittteil durch die eingedrehte Hüftpartie um einiges breiter als der Originalschnitt. Vorder- und Hinterteil passten nicht mehr im geraden Fadenverlauf auf den vorhandenen Stoff. Also habe ich die Hinterteile passend gedreht.

Mein größtes Problem an Hosen sind die Ziernähte. Ich liebe Ziernähte. Aber das verträgt sich nicht wirklich mit einer Maßanpassung. Wenn man bestimmte Ziernähte nicht setzt, kommt man später nicht mehr ran. Das heißt ich bin regelmäßig frustriert, wenn ich den ersten Teil der Hose mit viel Liebe und Sorgfalt zusammengenäht und abgesteppt habe und dann nach der ersten Anprobe, das böse Erwachen kommt. So auch hier.
Viele Ziernähte habe ich ganz oder teilweise wieder aufgetrennt, weil die Hose nicht richtig gesessen hat. Hinzu kommt, dass gerade bei einer Hüfthose eine kurze Anprobe auch kein längeres Tragen wiederspiegelt. Hier schließt sich dann der Kreis, warum ich erst nach zwei Tagen Tragen erkannt habe, wo ich noch Stoff wegnehmen muss.

Links die Bilder von vor drei Wochen - rechts die geänderte Version.
Die Hose war zwar nach dem Nähcamp fertig, aber in Summa zu weit. Daheim angekommen habe ich an den Innenbeinen einiges weggenommen den Schrittpunkt aber so gelassen. Genau da fühlte sich die Hose aber übertrieben gesagt ein bisschen wie eine Skaterhose an. Als ich beim „Probetragen“ das Problem mit einem Gürtel lösen wollte, verstärkten sich die unschöne Falten am hinteren Bein.

Die Falten hatte ich in erster Linien dem schrägen Fadenverlauf zugeschrieben, rührten aber eigentlich von einem zu tiefen Schrittpunkt. Schlussendlich habe ich die Hose ausschließlich im hinteren Schrittbereich angepasst und fast 5cm Stoff weggenommen. Die Falten sind fast weg und ich megaglücklich mit meiner Hose.
Warum schreibe ich so viel Prosa um eine unscheinbare dunkelblaue Hose? Weil ich andere motivieren will, nicht aufzugeben. Das Thema Hosen ist kein Mysterium. Ja man kann sie auch einfach kaufen. Aber so ein bisschen Getüftel ist doch irgendwie auch ganz reizvoll oder?

Verlinkt bei AfterWorkSewing und MeMadeMittwoch.

Zutaten:
Schnitt:
Burda Young No. 7050 mit zahlreichen Änderungen (s.o.)

Stoff:
nachtblaues Stretch-Leinen vom Karstadt

PS: Das Shirt wird hier näher beschrieben.

17 Kommentare:

  1. Ich weiß nicht...muss ich mir wirklich das antun? Wenn die Kaufhose perfekt passt und ich bis jetzt noch nie DEN passenden Stoff gesehen habe? Das muss warten bei mir, bis einer der Punkte sich verändert hat. Aber bewundern tue ich es und finde deine Hose super toll!!!
    Liebe Grüße,
    Lee

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  2. Sehr toll geworden! Kleiner tipp: heften, eine Weile tragen,anpassen und dann erst nähen :) bin heute auch mit ner Hose dabei ;)
    Liebe Grüße, Nina

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  3. Also an Hosen traue ich mich nicht ran... finde es umso toller wenn es Frau wagt und dann auch so ein schönes Ergebniss herauskommt :)
    Lg, Anke

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  4. Gut, dass du der Hose noch eine Chance gegeben hast. Jetzt sitzt sie klasse. Ich finde sie übrigens gar nicht so unscheinbar sonder richtig klasse. Besonders die Kombination mit dem T-Shirt gefällt mir sehr gut.

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  5. Super Cool die Hose! Absolut Daumen hoch!

    LG Katrin

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  6. Na das hat sich doch gelohnt, die Hose ist klasse geworden. Gute Idee, eine Leinenhose nach Jeansschnitt zu nähen. Ich hab schon mal eine Hose komplett ohne Ziernähte und ohne Hüfttaschen genäht, dann probegetragen und angepasst und dann komplett wieder auseinander genommen und Schritt für Schritt mit allen Details wieder zusammengenäht. War ein Heidenaufwand!
    LG

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  7. In diese Hose hast du wirklich viel, viel Arbeit gesteckt, aber letztlich hat es sich gelohnt; ich finde, sie sieht richtig klasse aus.
    LG von Susanne

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  8. Ich finde es klasse, dass Du so durchgehalten hast und das Ergebnis zeigt doch eindrucksvoll, dass es die Geduld wert war. Deine Hose schaut toll an Dir aus! Liebe Grüße, Frieda

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  9. Was für ein Aufwand! Das hat mich jetzt doch eher abgeschreckt. Hut ab vor deiner Durchhaltekraft!!! Schick ist die Hose, keine Frage!
    VG
    Petra

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  10. Die Änderungen habe sich wirklich gelohnt.Leinen im Jeansformat verarbeitet finde ich sehr schick und das kauft man dann ja doch nicht einfach mal so.
    LG Malou

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  11. Solche Geschichten machen wirklich Mut. Ich habe all das noch vor mir. Ich habe unendlich doll Lust eine Hose zu nähen. Sie ist sogar schon zugeschnitten. Aber ich fange nicht an, weil ich schon weiß, dass sie nicht direkt passen wird. Dass ich wahrscheinlich auch mehr als eine Anpassung vornehmen muss.... Ich werde es trotzdem in Angriff nehmen, sobald ich Urlaub habe. Hilft ja nichts. Ich möchte schließlich auch irgendwann wie du an den Punkt kommen endlich einen (angepassten) Schnitt zu haben den ich dann immer und immer wieder nähen kann und bei dem ich mich dann auch beim Topstitching austoben kann. Super toll sieht der bei dir aus mit dieser Farbe. Ich glaube ich wäre nicht auf die Idee gekommen Leinen mit dieser Garnfarbe zu kombinieren. Aber ich finde es super gut!! Und überhaupt - der Stoff!!! sehr toll. Danke, dass du die Stoffquelle dabei geschrieben hast. Auch wenn das Angebot bei Karstadt von Stadt für Stadt leider sehr variiert.
    Schön, dass du deinen langen Hosen-Weg für uns aufgeschrieben hast!
    viele Grüße,
    Melanie

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  12. Also, unscheinbar ist sie nun gerade nicht. Sie sieht toll aus mit den Ziernähten.Und deine Änderungen haben ganz schön Wirkung. Sie steht dir richtig gut. Ich bin gerade auch beim Tüfteln mit dem Schnitt Ginger. Ich habe eine Hose fertig, sie ist gut, aber es könnte noch viel besser sein. So toll sitzend wie deine wäre mein Ziel. Also probiere ich weiter. Ich bin da auch irgendwie ehrgeizig. Jedenfalls wunderschöne Hose in traumhafter Kulisse! Lieben Gruß Verena

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  13. Super, dass du nicht aufgegeben hast. Und du hast Recht, manchmal hilft es, Dinge ein paar Tage probezutragen oder aber einfach mal ruhen zu lassen - und dann einen erneuten Blick drauf zu werfen. Deine Hose ist superschön geworden. Die Kombination von Stoff und Topstichgarn finde ich klasse.
    Liebe Grüße, Steffi

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  14. Ja,ja..das leidige Hosenthema. Bei mir hat es auch noch nicht zu einer vernünftigen Hose gereicht und das, obwohl ich vor 3 Jahren bei der VHS extra einen Kurs besucht hatte, in dem wir einen individuellen Grundschnitt erstellt haben..aber auch an diesem ist noch einigen zu machen, bis man dann eine vernünftige Hose hat. Sehr toll finde ich Kaidso Onlinekurse, die ich mir mal gegönnt habe..da kriegst Du für jedes mögliche Passformproblem Tipps wie man es beseitigt..Deine Hose sieht auf jeden Fall sehr hübsch aus, besonders die Kontrastnähte in der Farbe sind toll. Du kannst stolz auf Dich sein und da man bei jedem Problemchen immer dazu lernt, wird es bei der nächsten Hose bestimmt schon einfacher.

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  15. Ich bin begeistert von Deiner Hose. Und bewundere ehrfurchtsvoll Deine Hose. Ob ich wohl so viel Geduld aufbringen könnte, ich glaube eher nicht.
    LG Silvi

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  16. Es hat sich gelohnt und ja Danke für den Post! Der Hinweis auf das Tagebuch schreiben ist so wahr. Schicke Hose und jetzt hast Du den Schnitt für Dich. Sicher angenehm zu tragen, gerade wenn es wärmer wird. Ich bin noch weit entfernt, aber das macht nichts. Stück für Stück.

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Auch wenn ich nicht auf jeden Kommentar antworten kann, so zaubern mir die lieben Worte, Anregungen und gern auch mal Kritik ein Lächeln auf die Lippen. Vielen Dank für Deine Nachricht.

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