Dienstag, 9. Mai 2017

Back to the roots: Kleinigkeiten

Dem aufmerksamen Leser ist vielleicht nicht entgangen, dass ich selten alltägliche Gebrauchsdinge nähe (oder zumindest hier nicht darüber schreibe). Bei einem Nähtreff hat einmal eine Mitstreiterin als wir uns darüber unterhielten, warum ich keine Taschen o.ä. nähe, zu mir gesagt: „Das ist nichts zum Anziehen, oder?“. Diese vorweggenommene Antwort, die sicher noch nicht mal böse gemeint war, hat mich damals ziemlich gewurmt.
Kann ich‘s nicht? Bin ich so oberflächlich? Traue ich es meiner Maschine oder mir nicht zu? Nichts von dem ist der Fall. Es hat mich bisher schlicht und ergreifend nicht interessiert. Ich habe kaum Handtaschen, in 98% der Fälle bin ich mit einem d***-Rucksack unterwegs. Maßgeblich dafür, dass ich das Nähen vor ein paar Jahren für mich wiederentdeckt habe, war die Erkenntnis, dass ich mir auch Kleidung nähen kann. Wie im Fieber habe ich angefangen meinen Kleiderschrank mit eigenen Werken zu bestücken. Bunt, wild, anders - nur nicht von der Stange sollte es sein.

Mittlerweile ist der Kleiderschrank gut gefüllt. Shirts, Pullis, Röcke, Tops ja sogar Blusen, Hosen und Jacken stammen aus meiner eigenen Feder. Nur bitte wann soll ich alle diese Teile tragen? Das Fieber ist abgeebbt. Immer weniger aber dafür anspruchsvollere Projekte entstehen. Qualität statt Quantität gewinnt an Bedeutung. Mit der Besinnung auf Unis trotze ich der Flut an Stoffneuheiten. Man könnte auch sagen: Ich bin übersättigt.

Ein leiser Trend hat sich in den letzten Monaten eingeschlichen, den Elke in ihrem letzten Post so schön als #slowsewing oder als „das zelebrieren von Details“ bezeichnet hat. Ich war noch nie schnell beim Nähen, aber in den letzten Monaten werde ich gefühlt noch langsamer: Ich nähe Kragen mit der Hand an oder trenne Hosen drei Mal auf solange bis ich mit dem Ergebnis glücklich bin - und ich fühle mich sogar noch gut dabei - ganz entgegen jedem Trend.
Ein langes Vorwort um ein paar einfache Kissen zu zeigen, oder? Mit den Kissen kehre ich zu den Anfängen meiner Näherei in Kindertagen zurück. Noch vor ein paar Jahren wäre das undenkbar gewesen - voll langweilig quasi. Jetzt hat sich der Herzensmann jedoch mit einer neuen Wohnlandschaft durchgesetzt und ich habe mich schweren Herzens von meinem 11 Jahre alten Sofa getrennt. Damit das neue Stück zum restlichen Interieur passt, oblag mir die Aufgabe ein paar Kissen zu zaubern. Wenig spektakulär und dennoch erfreue ich mich jeden Tag aufs Neue an den bunten Blättern. Damit der Lederkorpus noch ein Pendant erfährt, habe ich mich bei den Kissen für eine schwarze Lederpaspel entschieden. Das Ergebnis gefällt mir richtig gut.
Schlussendlich hat sogar die Ikea-Lampe ein neues Gewand bekommen. Dafür habe ich im Bastelladen selbstklebende Lampenfolie gekauft und den Stoff sorgfältig „draufgestrichen“. Der Zylinder wird nicht geklebt, sondern hält mit Hilfe von Buchschrauben zusammen.
Fazit: Kleinigkeiten, die Spaß machen. Das Projekt „Tasche“, dass ich mir für 2017 vorgenommen habe, rückt immer näher.

Verlinkt bei:  Creadienstag und Ich näh Bio.

Zutaten:
ohne Schnitt

Stoff:
Octoberama von Birch Fabrics über Stoffbreite
Lederpaspel schwarz von myo Stoffe

6 Kommentare:

  1. oh, die lampe ist toll! sowas ähnliches habe ich auch mal gemacht. nur ohne diese klebefolie. wunderbar ist das alles geworden. und das mit dem vollen, selbstbenähten kleiderschrank kann ich nachvollziehen.
    liebe grüße,
    jule*

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  2. Das sind wieder einmal herrliche Akzente und Details!
    Liebe Grüße

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  3. Wow, was für tolle Kissen!! Der Stoff ist genial und die Lampe super toll! Bin begeistert!
    LG Petra

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  4. Bei mir ist es ja anders herum und ich entdecke gerade das Kleidungsnähen für mich. Ich kann verstehen, wieso man das eine doer das andere lieber mag und auch wieso man sich nicht unbedingt für alle Facetten begeistern kann und muss. Aber schön, dass du trotztdem jetzt ein paar Accessoires gezaubert hast. Die Kissen und die Lampe sind tolle Hingucker geworden <3

    Liebe Grüße, Carmen

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  5. Da hast du dir ja gute Gedanken gemacht. Ich finde es spannend und interessant, welche Wege hinter den Näherinnen liegen, wie unterschiedlich die Ansichten sind.
    Das slowsewing deckt sich ja auch mit dem momentanen Trend, genauer hinzuschauen, mehr auf sich und auch auf andere zu achten- finde ich gut!
    Und deine Kissen sind so gar nicht langweilig! Die Lederpaspel, die passende Lampe- das ist für mich auch wieder typisch Orneedd- der Blick für Details und fürs Gesamtwerk, für Stimmung, Wirkung und tolle Fotos!

    Liebe Grüße!

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  6. Cool, ich brauche ja immer mal die "langweiligen" Dinge zum Nähen, die machen mir genauso Spaß und sind mindestens genauso schön anzusehen, wenn fertig gestellt.
    LG
    Kerstin

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